
Ich habe lange geglaubt, es gäbe die ‚eine große Liebe‘. Ich war sicher, sie gefunden zu haben – so, wie es Hollywood uns vormacht. Leider ist diese Beziehung zerbrochen. Was genau passiert ist und was ich daraus gelernt habe, erzähle ich in meinem Podcast, falls du tiefer eintauchen willst.
Der Mythos von der perfekten Liebe
Damals war ich überzeugt: Da draußen gibt es nur diese eine Person, die perfekt zu mir passt – und sonst niemand. Dieses Weltbild hat mich glauben lassen, mein Herz sei von jemand anderem gebrochen worden. Heute sehe ich: Ich habe es selbst zugelassen.
Ich habe die Schattenseiten ausgeblendet, war „fasziniert“ von ihr, habe ihre Fehler übersehen, weil ich festhalten wollte. Gerade gegen Ende wurde ich immer besitzergreifender – die Literatur beschreibt das sehr passend: John Alan Lee (1973) spricht von Mania, einer Liebe, die von Besitzdenken und Eifersucht lebt, aus Angst loszulassen.
Wenn die Beziehung endet – und die Wunde bleibt
Als es vorbei war, ging es mir jahrelang weniger gut. Besonders die ersten Monate waren hart: Konzentration? Weg. Antrieb? Kaum noch da. Traurigkeit war, was die Liebe anging, mein ständiger Begleiter. Erst Alfred Adler, der Individualpsychologe, holte mich mit einem Satz wieder zurück: Verletzungen gehören zur Liebe dazu.
Mythos: Heilung geht nur alleine
Heute sehe ich: Viele sagen, du musst erst „heilen“, bevor du dich neu auf jemanden einlässt. Daran glaube ich nicht. Ja, Abstand kann guttun. Aber wenn du seit Jahren in deinem Schneckenhaus sitzt und dir selbst schwörst: „Nie wieder lass ich mein Herz brechen!“ – dann frag dich bitte ehrlich: Wie glücklich bist du damit – wirklich?
Ich frage mich in solchen Momenten immer: Ist es ein Hinzu oder ein Weg-von? (Mehr dazu in Klaus Grawes Konsistenztheorie.) Lebst du wirklich dein Leben – oder läufst du nur weg? Dein Körper weiß die Antwort längst. Hör mal hin. Vielleicht steht da längst jemand an deiner Tür, eine tolle Frau, ein toller Mann – und du hast Angst, sie hereinzulassen.
Heilung passiert einfacher in Verbindung
Gerade in Beziehungen heilen wir am schnellsten, weil unsere Bindungsmuster, unsere Trigger, unsere tiefsten Ängste aktiviert werden. Der Philosoph Martin Buber sagte: „Der Mensch wird am Du zum Ich.“ Genau deshalb tut es manchmal so weh – und genau deshalb liegt darin auch Heilung.
Die Verantwortung liegt bei uns selbst
In der Beziehung hatte ich mich selbst immer wieder verraten, meine eigenen Werte untergraben und sie auf ein Podest gestellt.
Was mir am meisten geholfen hat: zu erkennen, dass nicht andere mein Herz brechen – sondern ich selbst. Ich entscheide, wie weit ich etwas an mich heranlasse. Ich entscheide, wie sehr ich zu mir und meinen Werten stehe.
In meiner vermeintlich ‚großen Liebe‘ habe ich etwas Schmerzliches erkannt: Ich habe ihre Makel ausgeblendet. Meine größte Angst war nicht, was der andere tun könnte – sondern ich selbst.
Die Angst, mich zu verlieren. Mich zu verbiegen, um zu gefallen. Dinge zu tun, die ich eigentlich gar nicht will.
Die Angst, zu vergessen, mich zu fragen: Was will ich wirklich?
Was tut mir gut – und was nicht?
Mich selbst zu spüren, statt mich nur um den anderen zu drehen.
Vielleicht hast auch du dich in deiner Beziehung zu viel aufgeopfert, bist ihr oder ihm hinterhergerannt, hast alles gegeben – und dabei dich selbst vergessen. Oder es war bei dir etwas ganz anderes.
Erst als ich das verstanden habe, konnte ein Teil der Angst gehen. Heute frage ich mich: Was genau will ich nie wieder erleben – und was ist mein Anteil daran, dass es nicht wieder passiert?
Was sind deine Erwartungen (da steckt „warten“ drin)?
DU HAST DIE MACHT.
Was, wenn es so bleibt wie es ist?
Und falls du dich fragst, was passiert, wenn du nichts änderst – dann stell dir die Frage: Was, wenn es so bleibt, wie es ist?
Der Dichter Khalil Gibran bringt es in Der Prophet auf den Punkt:
„Und in die Welt ohne Jahreszeiten hinauszugehen, in der ihr lachen werdet, doch nicht euer ganzes Lachen und in der ihr weinen werdet, aber nicht all eure Tränen vergießt. Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt auch nicht, außer von sich selbst. Liebe besitzt nicht, noch kann sie besessen werden. Denn Liebe genügt nur der Liebe.“
Willst du ein Leben ohne Jahreszeiten? Ohne wirklich etwas zu fühlen?
Dein Herz wieder öffnen – trotz Angst
Zum Schluss möchte ich dir eines mitgeben, oder besser zwei Dinge: Es gibt zwei Arten von Schmerz. Den Schmerz der Reue – und den Schmerz des Handelns. Ja, wenn du dein Herz wieder öffnest, kann das wehtun. Es wird vielleicht Momente geben, in denen du Angst hast. Aber frag dich: Was schmerzt mehr? Nie wieder zu lieben – oder dich zu trauen, dein Herz wieder einzusetzen?
Um es mit den Worten von Susan Jeffers zu sagen: „Feel the fear and do it anyway.“
Fühle die Angst – und tu es trotzdem. Sprich sie oder ihn an, lass dich auf eine Begegnung ein. Es geht nicht darum, direkt eine feste Beziehung zu planen, zu heiraten oder Kinder zu bekommen – sondern erst einmal ehrlich zu prüfen: Passt du zu mir und ich zu dir?
Wenn du merkst, dass du dir dabei Unterstützung wünschst – Mut, dein Herz wieder zu öffnen, den passenden Partner oder die passende Partnerin zu finden und diesmal bei dir zu bleiben. Buch dir hier ein unverbindliches und kostenloses Erstgespräch. Gemeinsam finden wir heraus, ob und wie ich dich auf diesem Weg begleiten kann.
Zum Abschied noch einmal Gibran:
„Im Morgenrot aufzuwachen mit beschwingtem Herzen, dankbar für einen weiteren Tag des Liebens; mittags zu ruhen und über die Verzückung der Liebe zu sinnen; abends dankbar heimzukehren; und schließlich mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen und einem Lobgesang auf den Lippen einzuschlafen.“
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